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Den Bericht aus dem Abendblatt vom 18.11.2011 können Sie auch hier lesen.

"Erster Spatenstich für Strahlentherapie-Praxis"

18.11.2011, 08:12 Uhr Jochen Gipp

Die Unterversorgung von Krebspatienten im Hamburger Süden hat ein Ende. Im kommenden Jahr soll eine Strahlentherapie-Praxis eröffnet werden.

Harburg. Bislang waren der Bezirk Harburg und das südliche Hamburger Umland bei der Behandlung von Krebspatienten eher unterversorgt. Nun zeichnet sich für die Zukunft eine deutliche Verbesserung der Situation ab. Gestern war an der Stader Straße154, auf einem unbebauten, etwa 1000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Carglas und Pit Stop, der erste Spatenstich und damit der Baubeginn für eine Strahlentherapie-Praxis. Bauherr ist Dr. med. Jürgen Heide, der zusammen mit einem Ärzteteam vor einem halben Jahr bereits beim Krankenhaus in Elmshorn eine Strahlentherapie-Praxis in Betrieb genommen hat. In Harburg wird er voraussichtlich Mitte kommenden Jahres die Praxis eröffnen können - ebenfalls in Zusammenarbeit mit einem Ärzteteam.

Damit wird Jürgen Heide der Vorreiter im Bezirk sein. Wie berichtet wollen Prof. Ulrich Carl aus Bremen und Dr. Fabian Fehlauer aus Hamburg Ende 2012 ihr "Strahlentherapie- und Radioonkologiezentrum" am Veritaskai 6, im Gebiet des Harburger Binnenhafens fertiggestellt haben. Bislang wurden Krebspatienten aus der südlichen Hamburger Region zur Strahlentherapie in die Krankenhäuser nach Altona, St. Georg oder nach Buchholz geschickt. Heide sagt, dass er bereits vor zwei Jahren angefangen habe, den Bau der Praxis in Harburg zu planen. Es bestehe Bedarf. "Die Menschen werden immer älter. Damit steigt auch die Zahl der Krebspatienten. Die Behandlungszahlen steigen jährlich um fünf Prozent", betont er.

Dr. Jürgen Heide nennt als Investitionssumme für Gebäude und medizinische Einrichtung einen "größeren einstelligen Millionenbetrag". Dafür hat Architekt Wolfgang Greb aus Würzburg, er ist spezialisiert auf den Bau derartiger Einrichtungen, einen nach außen hin zwar zierlich wirkenden, zweigeschossigen Bau entworfen, aber im Inneren geht es zur Abschirmung der Strahlung in Teilbereichen äußerst rustikal zu. "Wir haben eine überbaute Fläche von 480 Quadratmeter und einen Rauminhalt von 3150 Kubikmeter. Davon sind 900 Kubikmeter Beton", sagt er. Der sogenannte "Beschleunigerraum", in dem Patienten mit modernstem Gerät eine punktgenaue Bestrahlung erhalten, hat ein Eigengewicht von 1400 Tonnen. Deshalb wird das Gebäude auf 30 Gründungspfählen von 23 Meter Länge stehen.

Nach Fertigstellung werden in der Praxis drei Physiker arbeiten, vier Ärzte und sechs medizinisch technische Assistenten (MTA). Krebspatienten erhalten bis zu fünf Wochen eine tägliche Strahlenbehandlung bis 15 Minuten. Etwa 80 Patienten sollen pro Tag behandelt werden können. Dr. Jürgen Heide sagt, dass pro 180 000 Einwohner Bedarf für einen Beschleuniger bestehe und für Harburg und Umgebung gut 500 000 Einwohner gezählt werden. Dr. Joachim Pelz ist ärztlicher Direktor der nur weniger hundert Meter entfernt gelegenen Helios Mariahilf Klinik und Kooperationspartner der künftigen Strahlentherapie-Praxis. Er sagt: "Es ist eine unglaubliche Bereicherung, dass Patienten schon bald wohnortnah bestrahlt werden können und nicht mehr weite Fahrwege zurückzulegen haben." Dr. Jürgen Heide lobt die verkehrsgünstige Lage des Standorts, die Nähe zur Autobahn 7- Anschlussstelle Heimfeld und zu den Krankenhäusern. Heide steht in Kontakt zur Asklepios Klinik Harburg.

Physiker und Ärzte werden Patienten mit einem Computertomographen vor der Strahlenbehandlung genau unter die Lupe nehmen, damit anschließend nur krankes Gewebe bestrahlt wird. Heide: "Mit Bestrahlung können auch gutartige Erkrankungen behandelt werden, beispielsweise bei schmerzhaftem Gelenkverschleiß, den Arthrosen, bei schmerzhaftem Fersensporn oder auch einer Achillessehnenreizung."

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